Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes in Deutschland. Etwa einer von 9 Männern wird im Laufe seines Lebens an einem Prostatakarzinom erkranken und 6 von 10 dieser Erkrankungen treten im Alter >65 Jahre auf. Für die erfolgreiche Behandlung ist es wichtig den Krebs früh zu erkennen, möglichst noch im auf das Organ begrenzten Anfangsstadium. Die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) im Blut trägt hierzu bei, jedoch kann ein PSA Wert nicht nur beim Prostatakarzinom, sondern auch bei gutartigen Erkrankungen, wie der häufigen Prostata-Entzündung erhöht sein. Hier hilft die Prostata-MRT bei der Unterscheidung.
PROSTATA MRT
Die multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT) der Prostata ist ein sehr genaues und zuverlässiges Verfahren, um aggressive Tumorherde darstellen oder auch auszuschließen. In dem aktuell in den Qualitätsrichtlinien empfohlenen und bei uns angewandten Untersuchungsprotokoll stellen wir hochaufgelöst den anatomischen Aufbau der Prostata in mehreren Raumrichtungen dar. Bei der Diffusionsbildgebung wird die Beweglichkeit der Wassermoleküle untersucht. Die erhöhte Zelldichte von Tumorgewebe schränkt die Beweglichkeit von Wassermolekülen ein, womit sie Unterschiede zum normalen Gewebe aufweist. Bei der Perfusionsmessung wird die Durchblutung des Organs untersucht– Tumoren, die auf Grund eines erhöhten Nährstoffbedarfs stark durchblutet werden, können so besser entdeckt werden. Die Bilddaten werden strukturiert nach dem PI-RADS 2.1 Schema befundet. Dabei gibt die Skala von 1-5 die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms an.
Wir arbeiten sehr eng mit unseren urologischen Kollegen zusammen. Falls wir einen verdächtigen Befund im Prostata-MRT erkennen, ist eine gezielte Biopsie durch den Urologen möglich (Bild 1).
Nicht selten finden wir hierbei auch im vorderen Abschnitt der Prostata gelegene, verdächtige Areale, die in einer „Blindpunktion“ durch den Urologen möglicherweise nicht zuverlässig erfasst worden wären (Bild 2). Gutartige Befunde, wie z.B. ein sich in die äußere Zone der Prostata vorwölbender Drüsenknoten, weisen keine Störungen der Diffusion auf (Bild 3).
Im Falle einer Krebserkrankung kann die mpMRT der Prostata außerdem die genaue Ausdehnung des Befundes, den Befall von Nachbarorganen, Lymphknoten oder des Beckenskelettes aufzeigen.
AKTIVE ÜBERWACHUNG
Die aktive Überwachung (Active Surveillance) kann eine Therapieoption bei klinisch weniger aggressiven Tumoren darstellen. Die mpMRT der Prostata ist dabei aufgrund ihrer hohen Genauigkeit eine sehr geeignete Methode, um ein Tumorwachstum bzw. eine Zunahme der Tumoraggressivität während der Therapie auszuschließen.
Vor Beginn einer aktiven Überwachung sollte mittels mpMRT ausgeschlossen werden, dass womöglich doch aggressivere Tumorareale oder ein organüberschreitendes Wachstum vorliegen, die eine andere Therapie wie z.B. eine Operation erfordern würden. Gleichzeitig dient das so durchgeführte MRT als Basis für künftige Verlaufskontrollen.
UNTERSUCHUNGSVORBEREITUNG UND -ABLAUF
Die Untersuchung dauert etwa 30 Minuten. 4 Stunden vorher sollten Sie nichts mehr essen oder trinken. Da die natürliche Darmbewegung die Bildqualität stören kann erhalten Sie direkt vor der Untersuchung ein Medikament, das die Darmbewegung kurzzeitig hemmt (entweder
Buscopan oder Glucagon). Eine Kontraindikation gegen Buscopan besteht bei Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck (Grüner Star) oder Herzrhythmusstörungen. Weil auch das Scharfstellen der Augen beeinträchtigt wird, sollten Sie eine Abholmöglichkeit einplanen, da Sie für 6-8 Stunden nicht am Straßenverkehr teilnehmen dürfen.
Für die Untersuchung liegen Sie in bequemer Rückenlage. Während der Untersuchung wird für die Perfusionsmessung ein MRT-Kontrastmittel gespritzt, das in der Regel sehr gut verträglich ist. Im Anschluss werten wir die Bilder aus und besprechen mit Ihnen das Untersuchungsergebnis.
KOSTEN
In der Regel übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten nach derzeitiger Rechtslage nicht. Sie können jedoch einen Antrag auf Kostenerstattung einreichen. Sollte dieser durch die Kasse abgelehnt werden, bieten wir die Untersuchung als Wunschleistung (d.h. als Privatrechnung) an. Die privaten Krankenversicherungen übernehmen die Kosten in aller Regel.
Prostatakarzinom im MRT. (A)
Hochauflösende Darstellung der Prostata – der Enddarm (großer Stern) ist unter der Prostata gelegen, die Harnröhre (kleiner Stern) verläuft durch die Prostata und Sie erkennen im Bild rechts das dunkle Prostatakarzinom (Pfeil). Das Karzinom (Pfeil) ist in der Perfusionsmessung (B)
kräftig durchblutet und zeigt in der Diffusionsmessung (C) eine eingeschränkte Beweglichkeit der Wassermoleküle. Die MRT ermöglicht so einen Blick auf verschiedene Tumoreigenschaften und hat eine hohe diagnostische Aussagekraft.
Prostatakarzinom im MRT.
Die weit im vorderen Abschnitt der Prostata gelegene Herdläsion ist für den vom Enddarm (großer Stern) aus durchgeführten Ultraschall vergleichsweise schwerer erkennbar. Eine vorher durchgeführte MRT führt zu einer entscheidenden Verbesserung in der Detektion solcher Herde gegenüber einer Ultraschall gesteuerten „Blindpunktion“.
Unklarer Testbefund rechts, erhöhtes PSA. (A+B) Die hochauflösende anatomische Darstellung der Prostata zeigt einen sich in die äußere Zone der Prostata vorwölbenden Drüsenknoten. Die glette Berandung (Kohlestiftzeichen, Pfeil) und die unauffällige Diffusionsmessung (C+D)
zeigen den gutartigen Charakter des Herdes.